Interview mit Moritz Höhner

Digitalisierung in der Lagerlogistik 

Optimierung der Prozesse mit Einführung von Scanner Software /-hardware im Lager der Wehrmann Transport GmbH 

 

Was war der Anlass der Themenwahl?
Wir konnten die Lagerfläche der Firma Wehrmann Transport GmbH innerhalb eines Jahres verdoppeln. Aufgrund guter Vertriebsaktivitäten viele Neukunden gewinnen und die gewonnene Fläche mit diversen Projekten entsprechend schnell füllen. Die Scannereinführung soll zur besseren Übersicht/Kontrolle dienen. Außerdem soll der vorhandene Platz optimal genutzt werden, wobei die „chaotische“ Lagerhaltung eine wichtige Rolle spielt. Diese Art der Lagerung ist nur mit entsprechender Technik zu bewerkstelligen.

Wie waren die Prozesse bei der Wehrmann Transport GmbH vor der Einführung der Scanner organisiert?
Die Lagerprozesse lassen sich grob in drei Bereiche unterteilen: Wareneingang, Umlagerung und Warenausgang.  Beim Wareneingang wird die Lieferung manuell in das WWS eingepflegt, anschließend werden freie Stellplätze durch das Lagerpersonal an den Sachbearbeiter kommuniziert. Nachdem diese, ebenfalls händisch im Wareneingang eingetragen wurden, werden Etiketten für jede neue Palette gedruckt, vom Lagerpersonal auf die Ware geklebt und anschließend in die entsprechenden Stellplätze gefahren.
Bei der Umbuchung können die umzulagernden Paletten im WWS ausgewählt werden. Anschließend wird ein „Umlagerschein“ erstellt, auf dem in dafür vorgesehene Bereiche, die neuen Stellplätze vom Lagerpersonal eingetragen werden können. Im Anschluss werden diese Stellplätze dann vom Sachbearbeiter im System nachgetragen, neue Etiketten gedruckt, auf die Ware geklebt und anschließend im neuen Stellplatz untergebracht.
Der Warenausgang wird ebenfalls manuell vom zuständigen Sachbearbeiter im WWS erfasst. Aus diesem Warenausgang wird eine „Kommissionierliste“ erstellt und im Lager gedruckt. Das Lagerpersonal sucht nach dieser Liste nach den entsprechenden Paletten, hakt diese ab und stellt sie bereit.

Welchen Mehrwert versprechen Sie sich von der Scanner-Implementierung?
Der wichtigste Punkt ist sicherlich die zu erwartende Zeitersparnis. Wareneingänge werden zwar noch mehr oder weniger manuell erfasst, allerdings werden nun Etiketten ohne festgelegten Stellplatz gedruckt. Nachdem Bekleben der neuen Paletten, kann das Lagerpersonal frei entscheiden, in welchen freien Stellplatz die Paletten unterkommen soll. Beim Abscannen der QR-Codes von Palette und Stellplatz wird im WWS zeitgleich das noch leere Stellplatzfeld gefüllt. Warenumbuchungen können ebenfalls vom Lagerpersonal vollkommen frei durchgeführt werden. Die Oberfläche der Scanner bietet die Möglichkeit neue Umlagerungen zu erstellen. Dabei muss dann nur noch eine umzulagernde Palette und anschließend der „neue“ Stellplatz abgescannt werden.
Ein weiterer Punkt ist natürlich die Vermeidung von Fehlern. Warenausgänge können zum Beispiel nur abgeschlossen werden, wenn alle auszulagernden Paletten gescannt worden sind. Außerdem ist ein NVE-Tausch nur möglich, wenn Artikel, Stückzahl, Charge etc. gleich sind. Dies führte vorher häufiger zu Problemen, da bestimmte Paletten trotz verschiedener Eigenschaften optisch für „gleich“ empfunden wurden.

 

Was sind Ihre Aufgaben bei der Durchführung der praktischen Umsetzung des Vorhabens?
Meine Aufgaben belaufen sich von der Planung bis hin zur abschließenden Prüfung des Projekts. Zunächst geht es darum Angebote verschiedener Softwareanbieter einzuholen, diese der Geschäftsführung vorzustellen und anschließend bei der Entscheidung mitzuwirken. Die Kommunikation in alle Richtungen spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. So bin ich dafür zuständig, meine Vorstellungen der Prozesse, natürlich unter Berücksichtigung der Wünsche und Anregungen des Lagerpersonals, konkret der IT darzustellen und abschließend zu Prüfen. Zusätzlich bin ich für die Organisation der Vorarbeit zuständig. Dazu gehört unter anderem das Design der neuen QR-Code -Etiketten und die Montage der neuen, scannbaren Stellplatzbeschilderung.

 

Welche weiteren Veränderungen sind bei der Wehrmann Transport GmbH durch die Digitalisierung vorstellbar?
Im Bereich Lager/Logistik bieten sich viele Optimierungsmöglichkeiten. Man könnte über ein Staplerterminal nachdenken, welches ermöglicht Etiketten direkt am Stapler drucken zu können. Außerdem wäre eine Idee, eine digitale Schnittstelle zwischen Disposition und Verladung zu erstellen. Hier könnten beispielsweise im Bereich der Vorholungen wichtige Infos wie Ankunftszeit, Kennzeichen, Warenart, Destination digital auf ein Tablet vom Lagerpersonal zeitgleich mit der Dispositionsoftware dargestellt werden.  Zu guter Letzt ist es noch eine Idee neue Geschäftszweige im Bereich Logistik aufzunehmen. Darunter könnte E-Commerce oder Fullfillment fallen. Je besser die digitale Infrastruktur im Bereich der Logistik ist, umso mehr sind neue Projekte realisierbar.